Wirksam führen: Führung braucht mehr Herz als Verstand

Mit mehr Herz als Verstand wirksam führen!

Viele Führungskräfte suchen nach Rezepten, die immer passen. Sie wollen in erster Linie handeln. Ich kann diesen Wusch verstehen, aber solche Rezepte gibt es nicht. Es gibt einen anderen Weg, um sich sicher und kompetent zu fühlen: Weniger tun, mehr bewirken. Wer sich in komplexen Situationen mehr Zeit für Wahrnehmung gibt, findet rascher den wirksamen nächsten Schritt.

Wie kann ich wirksam führen?

Rüdiger führt die IT-Abteilung einer Universität. Die Arbeitsatmosphäre in seinem Team ist gut, allerdings gibt es immer wieder Streit zwischen zwei Teamleiterinnen. Sie werfen einander vor, dass sie sich nicht an die Prozesse halten. Rüdiger hat schon mit beiden gesprochen. Er hat ihnen schon mehrmals gesagt, dass sie als Führungskräfte in der Lage sein müssen, diese Konflikte zu klären. Das war wirkungslos. Er hat ihnen dann eine Frist gesetzt, bis zu der sie den Konflikt beigelegt haben müssen. Auch das hat nichts geändert. Er hat schnell gehandelt, ohne genau zu beobachten.

 

Zuerst die Frage: Worum geht es eigentlich?

Er weiß wenig über die Motive, wechselseitigen Erwartungen, Interessen und Gefühle der beiden Teamleiterinnen. Er versucht, einen Konflikt zu lösen, den er nur oberflächlich kennt. In seiner Vorstellung gibt es den Konflikt deshalb, weil sich zwei Menschen nicht mögen und unprofessionell verhalten. Er übersieht dabei jedoch, worum es unterhalb der Oberfläche möglicherweise geht: Ressourcenknappheit, Konkurrenz, um die Aufmerksamkeit der Führungskraft, Rollenkonflikte, Zielkonflikte etc.

 

Die wichtigste Empfehlung für Führungskräfte lautet daher:

  1. Zunächst gar nichts tun!
  2. Fragen stellen und zuhören
  3. Die aktuelle Situation erfassen: Was ist bisher geschehen? Wer hat welche Erwartungen, Motive und Interessen? Was wurde zur Lösung des Problems schon versucht? Was ist mein eigener Beitrag zu der Situation?
  4. Die Situation analysieren und interpretieren: Worum geht es wirklich?
  5. Bewusst entscheiden, welche Rolle ich einnehmen möchte: Führungskraft, Mediator, Schiedsrichter oder einseitiger Unterstützer?
  6. Und jetzt erst handeln!

 

Ihre Handlungsoptionen

Welche Handlungsmöglichkeiten stehen Ihnen zur Verfügung, sobald Sie die Situation erfasst haben? Das hängt natürlich sehr von der Situation ab, in der Sie sich befinden. Viele Führungskräfte reagieren auf komplexe, soziale Probleme (wie zum Beispiel Konflikte) mit einem der folgenden, weit verbreiteten Verhaltensweisen:

  1. Ermahnen
  2. Beschämen
  3. Bemitleiden
  4. Belehren
  5. Unter Druck setzen
  6. Anordnen
  7. Erpressen

Kehren wir zurück zu unserem Fallbeispiel: Rüdiger hat seine Teamleiterinnen beschämt und unter Druck gesetzt. Der Vorteil dieser Reaktionen ist, dass sie einem sofort einfallen und manchmal durchaus für kurze Zeit wirken. Der Nachteil liegt darin, dass das Problem oft später wieder auftaucht und dass das Vertrauen der MitarbeiterInnen in die Führungskraft möglicherweise beschädigt ist.

 

Welche Handlungsoptionen haben Sie, um die Situation auf Dauer zu verbessern? Das hängt natürlich sehr von der Situation ab. In unserem Fall gäbe es folgende Möglichkeiten:

  1. Eigene Rolle in der aktuellen Situation beschreiben: „Ich möchte in diesem Fall nicht inhaltlich entscheiden, weil ich die Prozesse nicht so gut kenne wie ihr. Ich kann euch bei der Klärung unterstützen, indem ich Fragen stelle.“ Oder …
  2. Eigene Erwartungen ausdrücken: „Ich erwarte mir, dass ihr gemeinsam neue Prozesse erarbeitet, wenn die existierenden nicht klar genug sind.“ Oder …
  3. Feedback geben: „Ihr sagt beide schon mehrmals, dass die jeweils andere Seite sich nicht an die Prozesse hält. Ich habe den Eindruck, dass es gewisse Arbeiten gibt, die von beiden Teams nicht so gerne ausgeführt werden.“ Oder …
  4. Entscheiden: „Ich habe den Eindruck, dass die Prozesse nicht mehr zu den Erwartungen unserer internen Kunden passen. Ich werde gemeinsam mit euch und einigen internen Kunden in einem Workshop neue Prozesse erarbeiten.“ Oder …
  5. Erwartungen enttäuschen: „Aus allem, was ich jetzt von euch gehört habe, höre ich den starken Wunsch nach mehr Personal heraus. Ich kann das gut verstehen und habe dieses Anliegen schon mehrmals beim Vizerektor vorgebracht. Im nächsten halben Jahr werden wir jedoch mit unserem jetzigen Personal auskommen müssen.“

 

Wirksam führen: Vertrauen Sie Ihrem Herzen

Wie können Sie wissen, was eine passende und wirksame Handlung sein kann? Sie können es vorher nicht mit Sicherheit wissen. Sie brauchen immer die Bereitschaft zu probieren. Es ist nicht möglich, ein solches Problem mit dem Verstand zu lösen. Sie können es aber mit dem Herzen. Ihre innere Haltung macht den Unterschied! Die oben genannten naheliegenden Reaktionen kommen möglicherweise aus der folgenden Haltung: „Es ist kaputt und ich muss es richten. Ich muss sofort dafür sorgen, dass alles klaglos funktioniert.“ Da Sie es nicht immer richten können, fühlen Sie sich ohnmächtig und frustriert.

Ich habe den Vorschlag, wie Sie den Frust vermeiden können. Machen Sie sich eine andere innere Haltung zu eigen: „Es ist mir nicht möglich zu erfassen, wer oder was schuld ist, aber ich kann gemeinsam mit anderen eine von den vielen Möglichkeiten finden, um die Situation zu verbessern.“ Mit dieser Haltung zeigen Sie großes Herz gegenüber sich selbst und anderen.

Sie sind an einem Coaching oder Training für Ihre Mitarbeiter interessiert? Kontaktieren Sie mich unter:  Telefon:+43 699 110 157 56 oder E- Mail: alfred@faustenhammer.com