
Fünf alltägliche Verhaltensweisen, die Motivation zerstören – und wie Sie es besser machen
Motivation ist keine Frage des Budgets. Sie brauchen weder mehr Personal noch mehr Prämien, um Ihr Team zu motivieren. Was Sie brauchen, haben Sie längst: sich selbst. Denn wie Sie führen, beeinflusst, wie motiviert Menschen für Sie arbeiten. Viele Führungskräfte unterschätzen, welchen Einfluss ihr Verhalten auf die tägliche Stimmung und das Engagement im Team hat. Dabei sind es oft ganz alltägliche Muster, die demotivieren – und mit ein wenig Aufmerksamkeit schnell verändert werden können.
Führungsstil oder Führungsfehler?
Herr Winkler ist Teamleiter in der Sachbearbeitung. Morgens schreibt er kurze Aufgaben-Mails. Er ist stolz auf seine “Lösungsorientierung“. Leider verstehen die Aufträge oft falsch, weil jeder Kontext fehlt. Im Meeting schweigt er zu Umstrukturierungsplänen, die seit Wochen im Flurfunk kursieren, weil er sich an der Gerüchteküche nicht beteiligen will. Entscheidungen über neue Verantwortlichkeiten kündigt er an, trifft sie dann aber wochenlang nicht. In der Zwischenzeit ändern sich seine Erwartungen mehrfach – ohne Ankündigung. Die Folge: Verwirrung, Frust, Rückzug. Im Team wird gearbeitet – aber nur noch das Notwendigste.
Was Herr Winkler nicht sieht: Seine MitarbeiterInnen sind nicht unmotiviert. Sie sind verunsichert. Und diese Unsicherheit entsteht nicht durch schlechte Rahmenbedingungen – sondern durch seine Führung.
Fünf häufige Führungsfehler – und wie Sie es besser machen
- Unspezifische Delegation von Aufgaben
Ein „Bitte übernehmen Sie das“ reicht nicht. Aufgaben brauchen Klarheit: Was ist der Anlass? Welches Ziel soll erreicht werden? Bis wann? Mit welchen Ressourcen? Nur wenn diese Fragen geklärt sind, kann Verantwortung auch wirklich übernommen werden. Eine unspezifische Delegation führt schnell zu Missverständnissen, Reibungsverlusten und dem Gefühl, ins kalte Wasser geworfen zu werden.
Oft glauben Führungskräfte, sie würden durch knappe Anweisungen Eigenverantwortung fördern. In Wirklichkeit entsteht dadurch eher Verunsicherung. Wer das Ziel nicht kennt, kann den Weg nicht finden – und verliert Motivation.
👉 Tipp: Führen Sie bei wichtigen Aufgaben ein persönliches Übergabegespräch – kein Mail-Pingpong. So erkennen Sie auch Missverständnisse frühzeitig und bauen Vertrauen auf. Sprechen Sie explizit über Erfolgskriterien und bieten Sie die Möglichkeit, Rückfragen zu stellen.
- Mangel an Feedback
Feedback ist kein Luxus – es ist Führungspflicht. Menschen wollen wissen, wie ihre Arbeit ankommt. Nicht nur Anerkennung motiviert – auch kritisches, aber respektvoll formuliertes Feedback kann beflügeln. Wird Rückmeldung dauerhaft vermieden, führt das zu Stillstand, Selbstzweifeln oder auch Gleichgültigkeit.
Besonders demotivierend wirkt es, wenn Feedback ausschließlich dann erfolgt, wenn etwas schiefläuft. Wer nie Lob hört, aber bei Fehlern sofort Kritik erfährt, verliert langfristig das Vertrauen in die eigene Wirksamkeit.
👉 Tipp: Verankern Sie Feedback regelmäßig in Gesprächen, nicht nur im Jahresgespräch. Machen Sie es zur Gewohnheit, Positives zu benennen. Und denken Sie daran: Auch kleine Gesten – ein kurzes „Gut gemacht“ oder ein anerkennender Blick – zeigen Wertschätzung und stärken die Motivation.
- Zögern bei wichtigen Entscheidungen
Unentschlossenheit lähmt. Wer Entscheidungen zu lange hinauszögert – besonders bei personellen oder strategischen Themen – sorgt für Unsicherheit und Doppelbelastung. Gerade wenn Unklarheit herrscht, ist Orientierung gefragt. Eine Führungskraft, die sich nicht festlegt, überlässt die Verantwortung anderen – und das wird oft als Schwäche wahrgenommen.
Für Mitarbeitende bedeutet das häufig Mehrarbeit und fehlende Planbarkeit. Sie investieren Energie in Zwischenlösungen oder warten mit Entscheidungen ab, weil ihnen die Richtung fehlt.
👉 Tipp: Treffen Sie Entscheidungen mit dem besten Wissen, das Sie jetzt haben. Perfekte Sicherheit gibt es nie – aber Führung heißt, Verantwortung zu übernehmen. Kommunizieren Sie klar, wie Sie zu Ihrer Entscheidung gekommen sind, und signalisieren Sie: Ich stehe dazu – vorerst.
- Meinungswechsel ohne Ankündigung
Natürlich dürfen Sie Ihre Meinung ändern. Aber wenn Sie Entscheidungen zu oft und ohne Erklärung revidieren, entsteht Verwirrung. Mitarbeitende verlieren das Vertrauen in Ihre Richtung und beginnen, Entscheidungen auszusitzen. Sie fragen sich: Gilt das morgen überhaupt noch?
Besonders kritisch wird es, wenn Änderungen inkonsequent wirken oder willkürlich erscheinen. Wer heute A sagt und morgen ohne Begründung B, erzeugt Unsicherheit statt Flexibilität.
👉 Tipp: Wenn Sie einen Kurswechsel vornehmen, kommunizieren Sie klar: Warum? Was hat sich geändert? Was bedeutet das für die Umsetzung? Zeigen Sie, dass Ihre Meinungsänderung begründet ist – nicht launisch. Das stärkt Ihre Glaubwürdigkeit.
- Zurückhalten von wesentlichen Informationen
Mitarbeitende wollen verstehen, warum etwas passiert – und was auf sie zukommt. Wenn Sie nicht informieren, tun es andere: Gerüchte entstehen. Und diese wirken oft demotivierender als jede unangenehme Wahrheit. Intransparenz wird als Misstrauen wahrgenommen – auch wenn sie unbeabsichtigt ist.
Oft sind es gerade kleine Hinweise auf Veränderungen, die große Wirkung entfalten. Wenn sie fehlen, fühlen sich Mitarbeitende übergangen. Sie können sich nicht einstellen – und erleben Entscheidungen als überraschend oder unfair.
👉 Tipp: Versetzen Sie sich in Ihr Team: Welche Information wäre für Sie selbst entscheidend? Und: Warten Sie nicht auf die „perfekte Info“. Frühzeitige, transparente Kommunikation ist besser als spätes Krisenmanagement. Machen Sie Kommunikation zu einem aktiven Teil Ihrer Führungsaufgabe.
Kleine Veränderung – große Wirkung
Motivation entsteht nicht durch große Gesten – sondern durch kontinuierliche Führung mit Haltung. Wer sein eigenes Verhalten reflektiert, delegiert klar, entscheidet mutig, kommuniziert offen und gibt ehrliches Feedback, baut Vertrauen auf. Und Vertrauen ist die beste Grundlage für Motivation. Sie müssen nicht perfekt sein. Aber Sie können bewusst besser führen – jeden Tag ein Stück mehr.